Etwas irritiert nehme ich auf der Anfahrt all die russischen Schilder zur Kenntnis.Hat sich das Taxi verfahren? Vage erinnere ich mich, daß es eine Zeit gegeben haben soll, da war der Rubel stark und Thailand ein sehr beliebtes Reiseziel, aber das ist doch länger her, oder?
In der Tat, es ist länger her, denn die Läden mit den russischen Schildern sind leer, dafür sehe ich abends einem Menge Leute mit Plastikbeuteln voller Essen zu den Hotel-Bungalows streben. Offensichtlich ist ihnen Essen gehen zu teuer, man verpflegt sich günstiger. Ich hab mal ein bißchen russisch in der Schule gehabt, klingt so, wie die Leute reden.
Das Garden Sea View ist ein ziemlich großer Kasten am Meer mit eigenem Strand und einem schönen Pool. Weniger schön ist der Empfang. Eine junge Dame scheint mein Thai nicht recht zu verstehe und erklärt mir auf Englisch, daß meine Buchung vom Vortag nicht auffindbar ist, ich solle doch warten.
Also warte ich, um nach einer Viertelstunde doch noch mal zu fragen. Nein, immer noch nicht. Nach einer geschlagenen halben Stunde bedeutet man mir, daß jetzt die Buchung da wäre, verbunden mit einem lakonischen "You pay now!". Höflich ist ja irgendwie anders, aber ich reiche meine Kreditkarte rüber, bekomme einen Schlüssel. Kein Wort von wegen schöner Aufenthalt oder so.
Ich habe noch nie einen so unhöflichen Hotelservice erlebt.
Für 1.600 Baht gibt es ein Chalet, das auch schon bessere Tage gesehen hat. Gut, Warmwasser läuft und Klimaanlage funktioniert, allerdings läuft am nächsten Tag das Wasser aus der Decke, vermutlich aus der Klimaanlage.
Ich mache einen Rundgang, bewundere den schönen Pool und die kräftigen Russinnen in kleinen Bikinies, alles irgendwie im Niveau deutlich tiefer als das Pinnacle Jomtien. Die Lobby ist auch gleichzeitig Restaurant, es riecht beißend nach Rauch, weil ein Grill mit Holzkohle aufgestellt ist.
Ich beschließe, mein Glück außerhalb zu versuchen zum Abendessen. Zehn Minuten zu Fuß gibt es ansprechendes Open-Air Restaurant, wo anscheinend nur Thais sitzen. Wenn in Pattaya, dann Seafood, mit Chang Bier. Nicht schlecht, wie das Foto zeigt.
Etwas versöhnt beschließe ich den Abend. Auf dem Rückweg fallen mir einige kleine Läden auf, die nur auf Thai beschriftet sind, unter anderem auch eine Art Konditorei. Ich beschließe zwei Dinge: da gehe ich morgen frühstücken ( weil nicht im Zimmerpreis enthalten ) und ich suche mir eine andere Unterkunft.
You only live once, lick the bowl!*
*ob die wissen, wie zweideutig das ist?
Das ist ein Design-Essen nach thailändischer Art. Bowl of Joy heißt der Laden, gleich neben dem Family Mart, 381 Na Kluea 12 Alley. Bevor ich umziehe, werde ich hier noch zu Mittag essen. Ich bin der einzige Ausländer, die favorisieren anscheinend auch keine fremdländischen Gäste. Aber die Speisekarte ist immerhin auf Thai und auf Englisch.
Ich bin begeistert. Prima Service, das Bier wird in doppelwandigen Gläsern serviert (!) das Essen ist sehr lecker. Kann ich nur empfehlen. Die Thais schätzen sowas anscheinend auch, den es ist kaum ein Platz frei.
Am Nachmittag kommt noch ein alter Kumpel aus früheren Zeiten, ich ziehe also erst morgen um, habe aber schon gebucht. Beim Check-in gibt es wieder ein Problem: Die Room-Rate ist 2.200 Baht am Counter, online nur 1.600 Baht. Verhandeln ist zwecklos, also buche ich auf meinem Account das Zimmer online, nach einer haben Stunde können die beiden endlich ihr Zimmer beziehen. Die Wartezeit haben wir uns bei einem Bier verkürzt.
Heute abend wollen wir ganz echt thailändischen Essen gehen. Die Leckerecke, auf Thai heißt das มุมอร่อย Mum Aroi, hat nur eine Leuchtreklame in Thai und ist in erster Linie auf einheimische Gäste eingestellt. das heißt: Gutes Essen, laute Musik. Wir beide sind der Sprache mächtig und bekommen einen Tisch ganz am Rande, wo es ruhiger ist, aber die wundern sich sicher: wenn es schon Musik gibt, warum wollen die ganz hinten sitzen?
Egal, wir ordern nach thailändischer Sitte diverse Gerichte zum gemeinsamen Essen, dazu Bier für die Herren. Damit klappt auch der Service, es wird ein sehr angenehmer Abend.
Auf dem Rückweg zum Hotel halten wir noch bei diesem Restaurant und fragen, ob die auch Thai verstehen. Es sitzen gerade zwei Leute da und wir machen noch ein wenig Umsatz dazu mit ein oder zwei Absackern. Irgendwann fallen den Mädchen hinter der Theke die Augen zu und wir beschließen zu gehen.
Für den nächsten Tag habe ich ein Zimmer im Chan Resort gebucht. Das Schild ist schwer zu entdecken in der Thailand-typischen Elektroverkabelung.
Es geht 500 Meter in einen Soi und da ist es auch schon.
Ein kleines, privat geführtes Haus mit nur 12 Zimmern, die um einen Pool herum gebaut sind. Meine Reservierung ist schon angekommen, Check-In ist Minutensache und ich werde auf mein Zimmer geführt. Mit knapp 2.000 Baht einschließlich Frühstück ist es nicht gerade ein Schnäppchen, aber Luxus pur.
Ein sehr schönes Zimmer mit Blick auf den Pool moderner Fernseher der auch deutsche Programme hat, alles macht einen sehr gepflegten Eindruck. Mit dem Inhaber-Ehepaar ist man gleich per Du, das Resort ist das einzige in Thailand, in welchem man sich am Pool unbekleidet aufhalten kann. Die Naturistenbewegung ist für Thailand etwas Neues und wird nur sehr langsam akzeptiert. Rein in den Pool, in die Sonne legen, wieder rein und alles ohne lästige Badekleidung.
Das Frühstück wird nach Wunsch frisch zubereitet, Mittagessen von einem nahe gelegenen Restaurant geholt.
Für das Abendessen gehe ich aber raus, ein wenig Pattaya erkunden. Gleich vor der Tür an der Hauptstrasse ist ein Nudelshop. Ich beschließe heute sparsam zu sein und belasse es bei einer Nudelsuppe zu 40 Baht.
Auf Blechhockern sitzend kann man sehr schön die Touris beobachten, die vorbeigehen und sich nicht trauen, hier zu essen. Ein Taxifahrer fragt mich, ob der Platz gegenüber frei ist und setzt sich zu mir an den wackeligen Tisch. Ohne zu fragen, holt er für uns beide Wasser zum Essen aus dem Kühlbehälter, ist im Preis enthalten. Ich liebe Leute, die mich freundlich wie ihresgleichen behandeln.