Donnerstag, 20. September 2018

Die Universität im Regenwald und ein schönes Konzert

Die Bahn ist fast pünktlich,  der Check-in bei Thai Airways  geht dank Vielfliegerstatus ohne Anstehen, alles bestens. Der Flieger geht pünktlich in die Luft, es gibt etwas brauchbares zu essen und das erste Chang Bier. Bei einer Abflugzeit nachmittags und 10h Flugzeit ist man  frühmorgens in Bangkok, nach deutscher Zeit ist es dann gerade Mitternacht, Schlafen fällt da schwer.

Mit Rückenwind sind wir  pünktlich in Bangkok, der Himmel ist wolkenverhangen, es ist Monsunzeit.
Wir haben wieder den Fast Lane Service gebucht, das Gepäck hat einen Priority Anhänger. Mit dem Wägelchen sausen wir in rasender Geschwindigkeit durch den Airport Suvannphum (goldenes Land) zum Diplomatenschalter, in drei Minuten sind die Einreiseformalitäten erledigt.
Noch schnell Geld wechseln bei Super Rich im Keller (sind um etliches besser als die Banken in der Ankunfthalle) , dann zum Wagen, der draussen wartet.

Unser Ziel ist die Mahidol Universität in dem Städtchen Salaya, Provinz Nakorn Pathom.  Vom Flughafen sind es 63 Kilometer, allerdings einmal quer durch Bangkok, im morgendlichen Berufsverkehr. Es ist später Vormittag, als wir ankommen und nach kurzer Suche das Hotel auch finden. Mahidol Universität oder kurz MU ist eigentlich Salaya, der Campus nimmt den größten Teil der Innenstadt ein.   Überall sieht man Studenten und  Studentinnen, letztere sehr attraktiv in den vorgeschriebenen Schuluniformen: schwarzer Rock, weiße Bluse, weiße Söckchen.  Individualität drückt sich nur aus  in der Rocklänge, die eigentlich knielang sein soll. Aber egal ob deutlich darüber oder darunter,  es sieht immer gut aus.
Von Gesetzes wegen ist der Alkoholausschank im Umkreis von 500 Metern um Bildungseinrichtungen verboten, das hat natürlich Konsequenzen für die kleinen Läden, die sich an zwei Strassen um den quadratischen  Campus etabliert haben.  Es gibt kein Bier  zu trinken, sonstige Alkoholika natürlich auch nicht.
Läßt sich aber aushalten. 
Wir lassen den Tag mit einem kleinen Gericht und einem schlabbersüßen alkholfreien Cocktail ausklingen. Das Hotel ist das, was man hier eine Hotel-Fachschule nennen würde. Ausgesuchte Höflichkeit des Personals ist hier Standart, ansonsten ist das Hotel schon etwas in die Jahre gekommen. Gediegener altmodischer Charm könnte man dazu sagen.

Der nächste Tag beginnt mit einem schönen Frühstücksbuffet, gutem Kaffee und beinahe heimischen Brot. Selbstgebacken, versichert die Bedienung.   
So gestärkt können wir uns tourimäßig aufmachen nach Nakorn Pathom, zum größten Chedi der Welt. 
Durchaus beeindruckend, gehört eigentlich auf jede "must see" Liste, wenn man schon in Thailand ist. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich seit 1972 in Thailand war, nun ist er doch endlich an der Reihe!

Nakorn Pathom hat noch mehr zu bieten, so zum Beispiel den königlichen Palast Sanam Chandra, was man mit Mondplatz-Palast übersetzen kann.
Erbaut vom 6. König Vajiralongkorn ( in Thailand nennt man die Könige der Chakri Dynastie meist nicht beim Namen, sondern nach der Reihenfolge der Regierung.  Im Verkehr mit dem Ausland heißt es dann Rama VI, auf Thai "Rachagan 6", also sechste Regierung. Der jetzige König heißt Maha Vajiralongkorn und ist der zehnte der Dynastie) 
Zurück zum Palast, den der 6. König noch als Kronprinz für sich als Rückzugsort bauen ließ, nachdem er zum großen Chedi gepilgert war.  Er kaufte 1907 Land nahe einem Teich namens Mondteich, und so kam der Palast letztendlich zu seinem Namen. 

Leider war aus Geldangel, so erzählte man uns, der Palast nur noch an Wochenende dem Publikum zugänglich, so daß wir darauf verzichten mußten. Stattdessen konnten wir aber eine sehr interessante Ausstellung zeitgenössischer Kunst der Silpakorn Universität gleich nebenan besuchen. Traditionelle Thai-Kunst ist für uns sehr exotisch, aber auch zeitgenössische Kunst ist irgendwie ganz anders als in Europa. Das meiste ist sehr ansprechend und ich würde es jederzeit Werken deutscher Kunsthochschulen vorziehen, alles irgendwie  handwerklich sehr gut und künstlerisch interessant.

Am Abend endlich das Konzert mit dem TPO, dem Thailand Philharmonic Orchestra. Leider nicht in der großen Mahidol Concert Hall, sondern im kleinen Saal der Musikhochschule,die sich ebenfalls auf dem Campus befindet. Ein Doktorand der Musikwissenschaft führte uns zunächst vom Hotel durch den Urwald, denn große Teile des Unigeländes sind mit Kanälen durchzogen und mit  dichtem, grünen Tropenwald bepflanzt. Schmale Wege führen hindurch, auf halber Strecke liegt das Restaurant  "Music Square fine Dining",  kaum zu finden in all dem Grün.

Nach einem wiederum abstinenten Abendessen begaben wir uns dann zum Konzertsaal, tiefgekühlt wie zu erwarten war. Der Kammerton "a" von nominal 440 Hz ist ja temperaturabhängig, vermutlich ist das der Grund für die Klimatisierung auf geschätzte 22°C.  Je wärmer es wird, desto länger werden die Saiten und tiefer der Ton.


Zu Beginn eines jeden Konzerts und zum Schluß eines Kinofilms wird in Thailand immer das Königslied "Pleng sansoern phra baramie" gespielt und das Publikum erhebt sich.  Im Kino kommt es vom Band und klingt meist etwas quäkig,  live gespielt  von einem über 50-köpfigen Streichorchester war  es wirklich eindrucksvoll und erhebend.