Samstag, 30. September 2017

Hmong Totenfeier in den Bergen von Chiang Mai

Die Hmong gehören zu den Bergvölkern im Norden Thailands und sind aus China zugewandert.
Sie kamen ursprünglich aus dem Westen Eurasiens, als Beweis dafür wird die blonde Haarfarbe bei vielen Hmong angesehen, was sonst nur bei Mongolen, Kasachen und einigen sibirischen Völkern vorkommt. Im 15. und 16 Jahrhundert wurden sie von den Han-Chinesen immer mehr nach Süden verdrängt, bis sie sich schließlich in den unzugänglichen Wäldern des heutigen Thailand und Laos niederließen. Haupterwerbsquelle war bis vor 40 Jahren der Opiumanbau, der aber nur ein sehr bescheidenes Auskommen brachte. Die großen Gewinne machte die Aufkäufer des Rohopiums, und die Fabriken, die dann daraus Heroin raffinierten. Viele Hmong, aaber fast nur die Männer, waren selbst süchtig und konnten nicht zum Lebensunterhalt der Familie beitragen.

Sozial- und Familienzusammenhalt sind das Wichtigste in der Kultur der Hmong und nehmen  eine wesentlich höhere Bedeutung als in westlichen Kulturen ein. Das ist auch der Grund, warum jeder Hmong einem Volksstamm angehört. Der Stamm ist ein Zusammenschluss aus mehreren Familien, der dafür sorgen soll, dass soziale Bindungen, Sicherheit, Wohlergehen und nicht zuletzt Machtpositionen der Gruppe gefestigt werden. Die Zugehörigkeit zu einem Stamm wird mit der Geburt festgelegt. Die Hmong wurden in Thailand auch als Meo bezeichnet, abgeleitet von dem in  China  offiziell gebräuchlichen Namen Miau für die anerkannte Volksgruppe dort.  Inzwischen hat sich aber der Name Hmong weitgehend eingebürgert.

Der 2016 verstorbene König Bhumipol rief 1970 ein großes „Crop Replacement Program“ für die Bergvölker Thailands ins Leben. Es sollten in diesen Projekten landwirtschaftliche Möglichkeiten für die Hilltribes erkundet werden, mit denen ein gutes und gleichmäßiges Einkommen generiert werden konnte, ohne aber in Konkurrenz zu den Produkten der Bauern im Flachland zu treten.

Während meiner Arbeit im Projekt BanChang Kien in den Bergen nördlich von Chiang Mai hatte ich Gelegenheit, einer Begräbnisfeier der Hmong beizuwohnen. Wir kamen zufällig ins Dorf und wurden spontan eingeladen, haben uns aber das Festessen doch verkniffen. 
Die Hmong glauben, dass sich die Seele eines Menschen nach dem Tod als eine andere Form reinkarniert. Die Hmong-Beerdigung wird als eine Zeit gesehen, um zu trauern, sich an die Verstorbenen zu erinnern, zu reden und sogar zusammen zu lachen.  

  
Während der Zeremonien soll kein Kummer gezeigt werden, da es eigentlich nicht um den Tod der Person, sondern um die Wiedergeburt der Seele und um ein neues Leben geht.
Wenn die Rituale nicht ordnungsgemäß durchgeführt werden, befürchtet die Hmong, dass die Seele mit der Rückkehr als niedere Form oder in einer anderen Familie bestraft wird. Ein ganz wichtiges Ritual ist de Bezahlung der Schulden, die der oder die Verstorbene hinterlassen hat, um negative Auswirkungen auf die lebende Familie zu vermeiden. 
Zubereitung des Essens
Suppenschüssel XXL
Ebenfalls wichtig ist auch das gemeinsame Essen und damit einhergehend Genuß von Alkohol für die Männer, meist von selbst hergestelltem.  Die Verwandten kommen oft von weit her, um an  der Trauerfeier  teilzunehmen.
Alkohol darf nicht fehlen.
 
Der Alkoholkonsum war auch der Grund, warum wir der Totenfeier nicht all zu lange beiwohnten. Viele Männer waren bewaffnet und obwohl wir ganz offensichtlich gern gesehene Gäste waren, hätte nach reichlichem Alkoholgenuß die Situation plötzlich kippen können.  

Ursprünglich dauerte eine Hmong Trauerfeier 7 Tage, heutzutage in der Regel nur noch 3 oder 4 Tage, es ist auch eine Kostenfrage für die Familie. Der größte Posten ist die Verpflegung der Trauergäste, die während der ganzen Zeit verköstigt werden müssen.  Es werden Tiere geopfert, die den Verstorbenen auf seiner letzten Reise führen sollen, anschließend werden sie gegessen.   Wohlhabende Familien konnten einen oder mehrere Ochsen opfern, meist blieb es aber bei einem Schwein.  In jedem Dorf werden Schweine gehalten und mit Abfällen gefüttert.  Ist die Familie ganz arm, müssen einige Hühner als Opfer reichen. Bei der Feier,  zu der wir eingeladen waren, gab es eine große Schüssel gekochtes Schweinefleisch, von den Männern auf einem Erdofen zubereitet. 

Der Körper eines Verstorbenen wird zunächst einbalsamiert und auf einem Gestell aufgebahrt, so daß rings herum die Feierlichkeiten vollzogen werden können.   Während der Feier spielt man die  "kreng", ein flötenartiges Instrument aus Bambus. Die kreng besitzt sechs Bambuspfeifen und eine Windkammer aus Hartholz, deren zwei Hälften durch Metallbänder zusammengehalten werden. Die kleinste und größte Pfeife liefert jeweils einen Bordunton ( Halteton, der zur Begleitung einer Melodie erklingt) . Die kreng wird außer für Beerdigungszeremonien auch für unterhaltsame, weltliche Lieder und Tänze verwendet. Von besonderer Bedeutung bei der Totenfeier ist die kreng, weil sich mit ihr während der Zeremonie in Töne übersetzte sprachliche Botschaften an die Seele des Verstorbenen übermitteln lassen.
kreng Spieler
 
Am letzten Tag der Feierlichkeiten wird der Leichnam abgenommen und begraben. Da die Hmong keine Buddhisten sind,  findet keine Kremation statt, sondern eine Erdbestattung.  Die Seele hat dann den Körper schon verlassen und begibt sich in den Himmel, wo sie um Reinkarnation bittet.
 
 Die traditionelle Grabstätte ist immer auf der Seite eines Berges, wo der Körper mit dem Kopf nach nach Westen ausgerichtet wird. Westen ist die Richtung des Todes, wenn der Kopf nach Osten gerichtet ist, wird er von der aufgehenden Sonne geblendet. Die genaue Platzierung des Grabes wird von Ältesten der Gemeinde bestimmt und hängt von Alter, Geschlecht und Status des Verstorbenen ab.

Nach der Beerdigung gibt es noch eine dreizehn Tage währende Trauerzeit für die Familie, in der verschiedene Ritual durchgeführt werden, bevor die Seele endgültig auf die Reise geht.

Weiterführende Informationen zur Musik: 
Gretel Schwörer: Die Mundorgel bei den Lahu in Nord-Thailand. Bauweise, Funktion und Musik. (Beiträge zur Ethnomusikologie 10) Verlag der Musikalienhandlung K.D. Wagner, Hamburg 1982, ISBN 978-3-921029-87-9 (Musikethnologische Studie mit Notenbeispielen, nach einer Dissertation an der Universität Köln 1980)
Gretel war während ihrer Feldforschung bei uns zu Gast in der "Bierstube"  und ist jetzt Professorin in  Halle.

Mittlerweile könen die Hmong prima von der Landwirtschaft leben. Das genannten Dorf "Ban Khung Chang Kien"  produziert sogar Kaffee, kann man in Deutschland kaufen. Ist wegen der geringen Mengen aber ein bißchen teuer.   
Wer das Dorf besichtigen möchte: es wird nicht in den üblichen touristischen Angeboten geführt, weil zu weit weg von  Chiang Mai ( rauf zum Dois Suthep, dann weiter noch etwa 1 Stunde ).  

Für den Norden kann ich diesen Laden empfehlen, Familienbetrieb, ganz individuelle Beratung und Betreuung. Wir waren mit unserer Gruppe sehr zufrieden. 

https://www.siamsun.asia/en/

Wir waren zu 11 Leuten und ich hatte ein "rundumsorglos Paket"  bei Daniel gebucht.  Ich bin zwar in Chiang Mai zuhause, aber es ist viel schöner, wenn man alles fixfertig vorbereitet bekommt.

Die Touristen fahren vom Wat Phra Tat Doi Suthep normalerweise nur ein paar Minuten mit dem Sammeltaxi zum "ersten" Hmong Dorf, das sich ganz auf Tourismus eingestellt hat.  
Gelegenheit zu einem Schwätzchen mit der Verkäuferin.  Die Erdbeeren sind ziemlich fest und säuerlich, nicht unbedingt unser Geschmack. Dafür lassen sie sich besser transportieren bei der Hitzen, außerdem essen die Thais die Früchte, nicht nur Erdbeeren, gern mit Salz.