Donnerstag, 27. April 2017

Odeon Circle - das Tor nach Chinatown

Die von den   Brüdern Shaw und dem Chinesen Ho Ah Lok in den 20er und 30er Jahren installierten  Kinoketten  namens ODEON waren die ersten massiven Lichtspieltheater zwischen Singapore und Bangkok überhaupt und erfreuten sich  großer Beliebtheit.  

Es gab das Parkett, sehr preiswert für jedermann weil nicht klimatisiert, und einen kleinen  airconditioned Soundroom, wo der Film mit Originalton zu sehen und zu hören war.  Im Parkett wurde live synchronisiert,  ein  Sprecher  übersetzte den die Dialoge  mehr oder weniger textgetreu auf Thai. Zusätzlich gab es es Untertitel, manchmal aber nur in chinesischer Sprache.  Der Hintergrund war, daß  es in China eine vielzahl von Sprachen neben dem Mandarin, der  eigentlichen "Hochsprache" gab und immer noch gibt.  Da die Schrift aber eine Symbolschrift ist, kann sie jeder lesen, egal, welchen Dialekt er spricht.

Bei Eintrittspreisen  zwischen 25 Satang und  und 2 Baht konnte sich jeder Bürger einen Kinoabend mit der Familie leisten.

Odeon Kino und Springbrunnen 1960  

Dort, wo in Bangkok die jetzt Charoenkrung und die Yaowarath-Strasse zusammenlaufen, gab es früher einen großen freien Platz vor dem Odeon-Kino.  In den Jahren zwischen 1933 und 1940 wurde dieser wegen des langsam steigenden Verkehrsaufkommens in einen Kreisverkehr verwandlet, der wegen des bekannten Kinos den Namen วงเวียนโอเดียน Odeon Circle bekam. 

 In den späten 80er Jahren wurde das Kino abgerissen und der Kreisverkehr bekam einen Springbrunnen in der Mitte.

In den 1990er Jahren wurde der Brunnen mehr und mehr von Obdachlosen  in Beschlag genommen, so daß man diesen abgerissen und durch einen Torbogen  im chinesischen Stil ersetzt.

Finanziert wurde das Projekt von thailändischen Kaufleuten chinesischer Abstammung zur Feier des 72. Geburtstags von König Bhumipol.  In der Mitte trägt der  Bogen die chinesischen Zeichen für "lange lebe der König"  in der Handschrift  der  Kronprinzessin Maha Chakri Sirindhorn. Die Prinzessin hatte sich nach ihrem Studium der Geschichte 1978 den klassischen ostasiatischen Sprachen gewidmet und ihren Master in Epigraphik an der Chulalongkorn Universität gemacht. Sie beherrscht das klassische Chinesisch ebenso wie Sanskrit und Khmer.

Geht man die Yaowarath-Strasse entlang, findet man rechts und links chinesische Restaurants, in denen Haifischflossen, Schwalbennester und Seegurken angeboten werden. Da sich diese Lokale vorwiegend an Touristen wenden, ist anzunehmen, daß sowohl Haifischflossen auch auch Schwalbennesster  gefälscht sind.  Alle diese sogenannten Spezialitäten sind rar und teuer, und wer weiß schon, wie die eigentlich aussehen und schmecken? Haifischflossen sind ohnehin ein abzulehnendes Gericht, da den Fischen nur die Flossen abgeschnitten werden, der Rest geht zurück ins Wasser, wo die Tiere qualvoll sterben. 

Wir wenden uns darum in die andere Richtung,  in das Gewirr der kleinen Gassen zwischen dem Kreisel und dem Fluß.   Denkt man sich die Autos weg, könnte man meinen, die Zeit sei stehen geblieben.  Winzige Läden, die ihre Waren auf dem Gehsteig verstreut haben, man weiß eigentlich nicht genau, was die überhaupt verkaufen,  dazwischen eingeklemmt chinesische Tempel mit den typischen roten Laternen, dann wieder eine Garküche.

Letztere oft sogar mit einem Zertifikat der Stadtverwaltung, daß der Laden geprüft und für gut befunden wurde.   Angestellte aus den umliegenden Behörden essen hier preiswert zu Mittag, und auch als Ausländer  kann man hier unbedenklich eine Suppe bestellen.
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Wem nicht nach Nudelsuppe ist, der geht wieder zurück an Kreisel, nimmt ein Tuk-Tuk und läßt sich in wenigen Minuten ans Ende der Yaowarath-Strasse fahren. Dort steht das älteste Kaufhaus Bangkoks, das erst kürzlich sehr schön renovierte Old Siam Plaza.  In der obersten Etage gibt es einen "food court", wo man ausgezeichnet für wenig Geld essen kann. Alles sieht sehr sauber und appetitlich aus, man kauft sich eine Guthabenkarte am Eingang, geht dann von Stand zu Stand und sucht sich die Speisen und Getränke aus.


 Mit einem Fensterplatz kann man dann bei Essen dem Treiben auf der Strasse zuschauen.  Das Old Siam Plaza ist größtenteils klimatisiert, aber nicht so sehr, daß man eine Jacke mitnehmen muß. Thailändische Klimaanlagen kennen ja sonst nur zwei Betriebsarten:  Volle Pulle oder kaputt.  Bankfilialen sind typischerweise auf ca. 20°C heruntergekühlt, bei Außentemperaturen um 38°C. Die Angestellten sitzen dann mit Jacket drin, der Besucher bekommt einen Kälteschock. 

Wer auf dem Weg nach draußen wieder Hunger  bekommt, kann sich im Erdgeschoß noch schnell mit einer Kleinigkeit für den Heimweg versorgen.