Dienstag, 30. Mai 2017

Schöner Warten auf dem Bahnhof, ein liegender Buddha auf dem Vulkan und Mini-Angkor Wat


 Bahnfahren in Thailand ist sehr preiswert, dafür dauert es etwas länger. Bei 10 € für 5 Stunden Fahrt stellt man auch keine größeren Ansprüche an die Pünktlichkeit.  Kommt der Zug etwas später als es im Fahrplan steht, genießt man die hübsch dekorierten Anlagen:


  Meistens gibt es auch eine klimatisierte Gaststätte mit freiem WLAN, da läßt sich die Wartezeit ganz angenehm verbringen.

Das rollende Material ist aus den  Siebzigern, kann man bei den Preisen auch nicht meckern. Immerhin ist unser Waggon der 2. Klasse klimatisiert, und so rumpelt es dann gemütlich dahin.  Von Ayutthaya nach Buriram sind es 384 km, laut Fahrplan soll das  fünfeinhalb Stunden dauern. 


 Buri Ram empfängt uns, wie es sich für den Namen gehört, mit lustigen Figuren  unter dem Stationsschild. บูรี Buri heißt Stadt und รัมย์ ram steht für charmant oder reizvoll.


Unser Hotel hat einen Fahrer geschickt, der ist  aber wieder  zurückgefahren, weil unser Zug Verspätung hat. Wir  rufen ihn an und wenig später sind wir unterwegs ins Best Western Royal Buriram.  Das sagt eigentlich niemand, sondern man nennt es Yak Hotel, wegen der großen Yaks, die an der Einfahrt Wache halten.



Ich hatte auf einer Facebookseite gefragt, ob jemand einen Tip geben kann für die Fahrt nach Panomrung. Prompt meldet sich der deutsche Manager, bietet sein Hotel an und die Vermittlung eines Fahrers für unseren geplanten Ausflug.  Das Hotel ist für kleines Geld einfach Spitze. Für rund 1.000 Baht gibt es ein Doppelzimmer mit Frühstück, aber viel mehr wert  erschien uns die Höflichkeit des Personals:  immer und überall wird man höflich gegrüßt.  Zum Frühstück, wahlweise Thai oder Western, gibt  ein Buffet und zusätzlich einen Koch, der Eier nach Wunsch zubereitet.



Der Pool  zwischen den Gebäuden ist eher klein,  aber dafür umsäumt von beeindruckenden Bananenbäumen.


 Alles ist bestens gepflegt, wir würden auf jeden Fall hier wieder Quartier nehmen. Aber was soll der Tourist in Buriram eigentlich machen?  Berühmt ist die Stadt, zumindest in Thailand, für zwei Dinge: Die Fußballmanschaft Buriram United und die Autorennbahn, beide von wohlhabenden Privatleuten gebaut. Der Fußballverein wurde 1970 unter dem Namen FC Provincial Electricity gegründet und war zunächst in Bangkok, später in der Provinz Ayutthaya beheimatet. Im Jahr 2009 übernahm der Politiker und „Pate“ von Buriram, Newin Chidchob den Verein und verlegte seinen Sitz in seine Heimatprovinz. Er steht dem Verein seither auch als Präsident vor. Er wurde zunächst in FC Buriram PEA umbenannt, 2012 bekam er dann den heutigen Namen. Seither hat sich Buriram zum erfolgreichsten Fußballclub in Thailand entwickelt. Er wurde viermal Meister, dreimal Pokal- und Ligapokalsieger und erreichte 2013 in der asiatischen Champions League das Viertelfinale.  Zur Zeit spielt der Verein in der Premier League.

Die Autorennbahn heißt eigentlich  Chang International Circuit ช้าง อินเตอร์เนชั่นแนล เซอร์กิต nach dem Hauptsponsor Chang Bier, wird aber offiziell  als  Buriram United International Circuit bezeichnet wegen der in Thailand verbotenen Alkoholwerbung.  Die Rennbahn wurde 2014 eröffnet, es werden praktisch alle Motorrrad- und Autorennen ausgetragen mit Ausnahme der Formel 1.


 Nun sind weder Autorennbahn noch Fußballverein wirkliche Touristenziele, deswegen ist Buriram recht beschaulich, wenn nicht gerade der Verein spielt oder ein Rennen stattfindet.  Etwas außerhalb gibt es aber lohnende Ziele, ein Tagesausflug ist ideal für  die Tempelanlage Wat Khao Angkhan auf einem erloschenen Vulkan und für Panomrung, die Miniausgabe von Angkor Wat.  Anders als in Bangkok oder Chiangmai gibt es hier keine Besuchermassen und kaum große Reisebusse,  interessierte Gäste kommen etweder mit Privatwagen oder Kleinbussen, wenn sie überhaupt kommen.

Die Tempelanlage von Khao Angkhan mit dem liegenden Buddha. Ein Ort der Ruhe, das ist das erste, was einem einfällt.  Der Isaan , also Nordosten von Thailand, war in der wechselvollen Geschichte mal von den Khmern beherrscht, mal von den Siamesen.
 
Die Khmer haben überwiegend in Sandstein gebaut, weswegen ihre Bauwerke die Zeit besser überdauert haben als die Ziegelbauwerke der Siamesen.  In Khao Angkhan hat man seit dem 9.Jahrhundert alles auf- und angebaut: zuerst  die hinduistischen  Tempel der Dvaravati-Periode von denen nur noch die Grundmauern erhalten sind,  darauf wurden buddhistische Tempel gebaut, und ganz neu sind Anlagen im Khmer-Stil,
 
beeindruckend umrahmt von sitzenden Buddhafiguren.  Daneben gibt es einen kleineren Tempel im chinesischen Stil und natürlich den großen liegenden Buddha im Außenbereich. Er ist "nur" 29 Meter lang, 16 Meter weniger als der berühmte liegende Buddha im Wat Poo on Bangkok.


Anders als dieser ist der Buddha von Khao Angkhan aber nicht in dern Parinirvana-Stellung dargestellt, also liegend, den Kopf mit einer Hand stützend,  sondern beide Arme am Körper ausstreckend, eine recht seltene  Darstellung, die in der Literatur nicht beschrieben wird.  Der rechte Arm ist merkwürdig abgewinkelt, so als ob man sich erst in letzter Minute zu dieser Stellung entschlossen hätte. 

Unser Weg führt uns weiter zum eigentlichen Ziel des Tages, Phanom Rung พนม รุ้ง oder Prasat Hin Phanom Rung ปราสาท หิน พนม รุ้ง,  aus Sandstein und Laterit im 10. bis 13. Jahrhundert  gebaut als  ein Shiva gewidmeter Hindu-Schrein,   den Berg  Kailash, Shivas himmlische Wohnung,  symbolisierend.

Wer nicht den ohne Zweifel imposanteren Tempel Angkor Wat in Kambodscha besuchen will, erhält hier einen guten Eindruck der Khmer Tempelarchitektur, sozusagen Angkor Wat im Kleinformat, dafür aber auch ohne zehntausend Touristen.   Zwischen Phanom Rung und Angkor Wat gab es tatsächliche eine Strasse, die aber im Laufe der Jahrhunderte völlig im Urwald verschwunden ist.

Der 160 Meter lange, mit Lateritblöcken gepflasterne Prozessionsweg zum Hauptgebäude hin ist von siebzig Sandsteinpfosten mit Spitzen oder Lotusknospen begrenzt.  Er führt zur ersten von drei Naga Brücken. Diese  fünfköpfige Schlangen stellen alle vier Himmelsrichtungen dar und sind aus dem 12. Jahrhundert.  Diese Brücke symolisiert dann die Verbindung zwischen Himmel und Erde oder auch den Übergang vom profanen in den heiligen Bereich.  Nach einer Terrasse führen ein paar weiteren Stufenz ur zweiten Naga Brücke, sie hat die gleiche Form wie die erste, nur kleiner. 

Die dritte Brücke führt dann direkt in das Hauptheiligtum mit dem Shiva Lingam, dem  Symbol des Gottes Shiva. 

Bekanntheit in den Medien erlangte der Tempel,  als 1988 ein besonders schön ausgeführter Türsturz mit dem liegenden Shiva vom Art Institute Chicago an die thailändische Regierung zurückgegeben wurde. Der Sturz mit dem Bild "Geburt Brahmas" wurde während der Restaurierung in den 1960er Jahren gestohlen und ist nach diversen Irrfahrten dann im Art Institute Chicago gelandet.

Eine Anekdote am Rande:  Wir hatten uns zum Mittagessen eines der "Bretterbudenrestaurants" am  Parkplatz ausgesucht.  Ich kam etwas später dazu und erhielt eine Speisekarte in Englisch ausgehändigt, obwohl auf dem Tisch Karten in Thai lagen.  Auf meine Frage, warum denn in der englischen Karten alle Preise um 10% höher sein als in der anderen, sagte die Bedienung mit entwaffnender Ehrlichkeit: "Weil die Ausländer doch mehr Geld haben".  Was soll man da noch antworten? In Thailand waren 2016 insgesamt 381 Rolls Royce registriert, in Deutschland vier mal soviel.  Also haben die Deutschen mehr Geld, oder?