und warum zwei Buchstaben verloren gingen.
Vor 150 Jahren – am 23. Juni 1868 – meldete die US-Rüstungsfirma Remington die erste industriellgefertigte Maschine zum Patent an. Sie wurde laufend verbessert, unter anderem durch den ausgewanderten Deutschen Franz Xaver Wagner, der das nach ihm benannte „Wagner-Getriebe“ erfand, ein Hebelwerk zwischen Taste und Type, wie es bis zur Erfindung der Kugelkopfmaschine praktisch unverändert in Gebrauch war.
Die Firma Underwood produzierte nach diesem Wagner-Patent in den USA sehr erfolgreich Schreibmaschinen, und nach dem gleichen Patent baute auch die Firma Smith ihre Geräte. Diese zeichneten sich dadurch aus, daß sie keine Umschalttaste besaßen, sondern eine Volltastatur mit je einem Zeichensatz für Groß- und Kleinschreibung. Diese waren übereinander angeordnet in sieben Reihen zu je 12 Buchstaben, insgesamt 84 Tasten.
Die Idee einer thailändischen Schreibmaschine kam Edwin McFarland, der damals im Auftrag des thailändischen Bildungsministeriums tätig war und von Minister Prinz Damrong Rajanupab
ดำรงราชานุภาพ zu seinem Privatsekretär ernannt wurde. Während dieser Zeit sah McFarland die Bedeutung der Schreibmaschine für die im Gange befindliche Modernisierung Siam voraus und bat um Erlaubnis, in die USA zu gehen, um die Möglichkeit der Fabrikation einer Maschine mit thailändischen Schriftzeichen zu erkunden.
Da die thailändische Schrift wesentlich mehr Zeichen umfaßt als die lateinische Schrift, wurde zunächst eine Bestandsaufnahme gemacht: Es gab 44 Konsonanten, 28 Vokale in 31 Schreibweisen, 5 Tonzeichen und sieben diakritische Zeichen (an den Buchstaben angebrachte zusätzliche kleine Zeichen, die die Betonung oder Aussprache ändern ) Alles in allem 86 Zeichen, also genau zwei mehr, als die Volltastatur der Smith umfaßte. Ein Hinzufügen von weiteren Zeichen war aus technischen Gründen nicht möglich und hätte eine komplette Neukonstruktion erfordert.
Was tun? McFarland besprach sich mit Herrn Plueng Suthikham (อาจารย์เปลื้อง สุทธิคำ), einem Lehrer an der Bangkok Christian School und man kam schließlich überein, die Buchstaben
"ฃ" kho khuat and "ฅ" kho khon herausfallen zu lassen. Beide zusammen konnten durch das gleich klingende "ข" kho kai ersetzt werden. Dabei ist es bis heute geblieben, die beiden Buchstaben stehen aber in der Buchstabentafel, um die traditionelle Ordnung von 44 Konsonanten zu bewahren.
Mit den elimierten zwei Zeichen stand nun einer Musterfertigung nichts mehr im Wege und McFarland bat den Besitzer der Smith Premier Fabrik in den USA um die Erlaubnis, diese erste thailändische Schreibmaschine nach Siam zu bringen, um sie König Chulalongkorn Rama V. Persönlich zu übergeben.
Nach seiner Ankunft in Siam 1896 bekam Mcfarland sofort eine Audienz beim König und präsentierte ihm die allererste Thai-Schreibmaschine. Seine Majestät war hocherfreut und begann sofort seinen Namen zu schreiben, nachdem er sich die Funktionsweise hatte erklären lassen. Eine große Schar Zuschauer staunte über dieses Wunderwerk, der König selbst hatte Schreibmaschinen natürlich schon auf seinen Europareisen kennen gelernt. Er war sicher, daß thailändische Schreibmaschinen in Zukunft einen großen Beitrag zur Modernisierung leisten würden.
Kurz nach seiner Präsentation im Palast kehrte Edwin McFarland in die USA zurück und verstarb 1895 dort. Nach Edwin McFarlands Tod übernahm sein jüngerer Bruder George B. McFarland die Arbeit der thailändischen Schreibmaschinenentwicklung von seinem älteren Bruder mit seiner Demonstration der Schreibmaschine an die Öffentlichkeit.
Die Kinder lernen heute zwei Buchstaben, die aber nicht mehr benutzt werden. Flasche "Khuat" wird ขวด geschrieben und nicht ฃวด, und "Khon" คน anstatt ฅน. Einige Publizisten und Verlage bemühen sich aber, die alten Buchstaben wieder zu neuem Leben zu erwecken, was Dank Computersatz ja kein Problem ist. In einem 2006 gedrehten Film mit dem Titel ฅนไฟบิน (Fliegende Feuerperson) wurde, da er im Siam des Jahres 1890 spielt, das alte ฅ im Titel verwendet, um die Zeit besonders hervorzuheben.