Samstag, 30. September 2017

Hmong Totenfeier in den Bergen von Chiang Mai

Die Hmong gehören zu den Bergvölkern im Norden Thailands und sind aus China zugewandert.
Sie kamen ursprünglich aus dem Westen Eurasiens, als Beweis dafür wird die blonde Haarfarbe bei vielen Hmong angesehen, was sonst nur bei Mongolen, Kasachen und einigen sibirischen Völkern vorkommt. Im 15. und 16 Jahrhundert wurden sie von den Han-Chinesen immer mehr nach Süden verdrängt, bis sie sich schließlich in den unzugänglichen Wäldern des heutigen Thailand und Laos niederließen. Haupterwerbsquelle war bis vor 40 Jahren der Opiumanbau, der aber nur ein sehr bescheidenes Auskommen brachte. Die großen Gewinne machte die Aufkäufer des Rohopiums, und die Fabriken, die dann daraus Heroin raffinierten. Viele Hmong, aaber fast nur die Männer, waren selbst süchtig und konnten nicht zum Lebensunterhalt der Familie beitragen.

Sozial- und Familienzusammenhalt sind das Wichtigste in der Kultur der Hmong und nehmen  eine wesentlich höhere Bedeutung als in westlichen Kulturen ein. Das ist auch der Grund, warum jeder Hmong einem Volksstamm angehört. Der Stamm ist ein Zusammenschluss aus mehreren Familien, der dafür sorgen soll, dass soziale Bindungen, Sicherheit, Wohlergehen und nicht zuletzt Machtpositionen der Gruppe gefestigt werden. Die Zugehörigkeit zu einem Stamm wird mit der Geburt festgelegt. Die Hmong wurden in Thailand auch als Meo bezeichnet, abgeleitet von dem in  China  offiziell gebräuchlichen Namen Miau für die anerkannte Volksgruppe dort.  Inzwischen hat sich aber der Name Hmong weitgehend eingebürgert.

Der 2016 verstorbene König Bhumipol rief 1970 ein großes „Crop Replacement Program“ für die Bergvölker Thailands ins Leben. Es sollten in diesen Projekten landwirtschaftliche Möglichkeiten für die Hilltribes erkundet werden, mit denen ein gutes und gleichmäßiges Einkommen generiert werden konnte, ohne aber in Konkurrenz zu den Produkten der Bauern im Flachland zu treten.

Während meiner Arbeit im Projekt BanChang Kien in den Bergen nördlich von Chiang Mai hatte ich Gelegenheit, einer Begräbnisfeier der Hmong beizuwohnen. Wir kamen zufällig ins Dorf und wurden spontan eingeladen, haben uns aber das Festessen doch verkniffen. 
Die Hmong glauben, dass sich die Seele eines Menschen nach dem Tod als eine andere Form reinkarniert. Die Hmong-Beerdigung wird als eine Zeit gesehen, um zu trauern, sich an die Verstorbenen zu erinnern, zu reden und sogar zusammen zu lachen.  

  
Während der Zeremonien soll kein Kummer gezeigt werden, da es eigentlich nicht um den Tod der Person, sondern um die Wiedergeburt der Seele und um ein neues Leben geht.
Wenn die Rituale nicht ordnungsgemäß durchgeführt werden, befürchtet die Hmong, dass die Seele mit der Rückkehr als niedere Form oder in einer anderen Familie bestraft wird. Ein ganz wichtiges Ritual ist de Bezahlung der Schulden, die der oder die Verstorbene hinterlassen hat, um negative Auswirkungen auf die lebende Familie zu vermeiden. 
Zubereitung des Essens
Suppenschüssel XXL
Ebenfalls wichtig ist auch das gemeinsame Essen und damit einhergehend Genuß von Alkohol für die Männer, meist von selbst hergestelltem.  Die Verwandten kommen oft von weit her, um an  der Trauerfeier  teilzunehmen.
Alkohol darf nicht fehlen.
 
Der Alkoholkonsum war auch der Grund, warum wir der Totenfeier nicht all zu lange beiwohnten. Viele Männer waren bewaffnet und obwohl wir ganz offensichtlich gern gesehene Gäste waren, hätte nach reichlichem Alkoholgenuß die Situation plötzlich kippen können.  

Ursprünglich dauerte eine Hmong Trauerfeier 7 Tage, heutzutage in der Regel nur noch 3 oder 4 Tage, es ist auch eine Kostenfrage für die Familie. Der größte Posten ist die Verpflegung der Trauergäste, die während der ganzen Zeit verköstigt werden müssen.  Es werden Tiere geopfert, die den Verstorbenen auf seiner letzten Reise führen sollen, anschließend werden sie gegessen.   Wohlhabende Familien konnten einen oder mehrere Ochsen opfern, meist blieb es aber bei einem Schwein.  In jedem Dorf werden Schweine gehalten und mit Abfällen gefüttert.  Ist die Familie ganz arm, müssen einige Hühner als Opfer reichen. Bei der Feier,  zu der wir eingeladen waren, gab es eine große Schüssel gekochtes Schweinefleisch, von den Männern auf einem Erdofen zubereitet. 

Der Körper eines Verstorbenen wird zunächst einbalsamiert und auf einem Gestell aufgebahrt, so daß rings herum die Feierlichkeiten vollzogen werden können.   Während der Feier spielt man die  "kreng", ein flötenartiges Instrument aus Bambus. Die kreng besitzt sechs Bambuspfeifen und eine Windkammer aus Hartholz, deren zwei Hälften durch Metallbänder zusammengehalten werden. Die kleinste und größte Pfeife liefert jeweils einen Bordunton ( Halteton, der zur Begleitung einer Melodie erklingt) . Die kreng wird außer für Beerdigungszeremonien auch für unterhaltsame, weltliche Lieder und Tänze verwendet. Von besonderer Bedeutung bei der Totenfeier ist die kreng, weil sich mit ihr während der Zeremonie in Töne übersetzte sprachliche Botschaften an die Seele des Verstorbenen übermitteln lassen.
kreng Spieler
 
Am letzten Tag der Feierlichkeiten wird der Leichnam abgenommen und begraben. Da die Hmong keine Buddhisten sind,  findet keine Kremation statt, sondern eine Erdbestattung.  Die Seele hat dann den Körper schon verlassen und begibt sich in den Himmel, wo sie um Reinkarnation bittet.
 
 Die traditionelle Grabstätte ist immer auf der Seite eines Berges, wo der Körper mit dem Kopf nach nach Westen ausgerichtet wird. Westen ist die Richtung des Todes, wenn der Kopf nach Osten gerichtet ist, wird er von der aufgehenden Sonne geblendet. Die genaue Platzierung des Grabes wird von Ältesten der Gemeinde bestimmt und hängt von Alter, Geschlecht und Status des Verstorbenen ab.

Nach der Beerdigung gibt es noch eine dreizehn Tage währende Trauerzeit für die Familie, in der verschiedene Ritual durchgeführt werden, bevor die Seele endgültig auf die Reise geht.

Weiterführende Informationen zur Musik: 
Gretel Schwörer: Die Mundorgel bei den Lahu in Nord-Thailand. Bauweise, Funktion und Musik. (Beiträge zur Ethnomusikologie 10) Verlag der Musikalienhandlung K.D. Wagner, Hamburg 1982, ISBN 978-3-921029-87-9 (Musikethnologische Studie mit Notenbeispielen, nach einer Dissertation an der Universität Köln 1980)
Gretel war während ihrer Feldforschung bei uns zu Gast in der "Bierstube"  und ist jetzt Professorin in  Halle.

Mittlerweile könen die Hmong prima von der Landwirtschaft leben. Das genannten Dorf "Ban Khung Chang Kien"  produziert sogar Kaffee, kann man in Deutschland kaufen. Ist wegen der geringen Mengen aber ein bißchen teuer.   
Wer das Dorf besichtigen möchte: es wird nicht in den üblichen touristischen Angeboten geführt, weil zu weit weg von  Chiang Mai ( rauf zum Dois Suthep, dann weiter noch etwa 1 Stunde ).  

Für den Norden kann ich diesen Laden empfehlen, Familienbetrieb, ganz individuelle Beratung und Betreuung. Wir waren mit unserer Gruppe sehr zufrieden. 

https://www.siamsun.asia/en/

Wir waren zu 11 Leuten und ich hatte ein "rundumsorglos Paket"  bei Daniel gebucht.  Ich bin zwar in Chiang Mai zuhause, aber es ist viel schöner, wenn man alles fixfertig vorbereitet bekommt.

Die Touristen fahren vom Wat Phra Tat Doi Suthep normalerweise nur ein paar Minuten mit dem Sammeltaxi zum "ersten" Hmong Dorf, das sich ganz auf Tourismus eingestellt hat.  
Gelegenheit zu einem Schwätzchen mit der Verkäuferin.  Die Erdbeeren sind ziemlich fest und säuerlich, nicht unbedingt unser Geschmack. Dafür lassen sie sich besser transportieren bei der Hitzen, außerdem essen die Thais die Früchte, nicht nur Erdbeeren, gern mit Salz. 


Freitag, 23. Juni 2017

Wat Phra That Luang Lampang

Das Wat Phra That Luang Lampang วัดพระธาตุลำปางหลวง zu deutsch etwa „Kloster der heiligen Reliquie von Lampang“, ist eines der ältesten Klöster in Thailand. 

 
Nach der Legende besuchte  Gautama Buddha einst den Ort vor etwa 2.500 Jahren und spendete ein Haar, das seitdem in dem mehrfach umgebauten großen Chedi des Tempels aufbewahrt wird.

Gegründet wurde das Kloster selbst allerdings viel später, der Legende nach von Phra Nang Chamathewi พระนางจามเทวี, Herrscherin von Haripunchai, einem Reich der Mon im heutigen Nordthailand. Die historische Figur der Nang Chemathewi ist nicht genau zeitlich einzuordnen, vermutlich lebte sie im 8. oder 9. Jahrhundert, es gibt reichlich Legenden und Erzählungen über sie, aber wenig wirklich greifbare Daten.

Eine exakte Datierung für das Kloster ist dann ab dem 13. Jahrhundert gegeben, das Hauptgebäude oder Viharn mit seinem dreifachen Staffeldach wurde 1476 erbaut. Am westlichen Ende dieses Viharn befindet sich in einer vergoldeten pyramidenförmigen Ziegelstruktur die große Buddha-Statue aus Bronze, nur sichtbar durch ein schmales Fenster in der Vorderseite.

 Bei der Renovierung im Jahre 1830 wurden die Teakholzsäulen im Viharn Luang durch Beton-Pfeiler ersetzt, die allerdings sehr schön dekoriert sind.

Der Tempel ist ein schönes Beispiel für alte Lanna Architektur in Thailand. Lan-na, Land der Millionen Felder, war ein Königreich bestehend aus abhängigen Fürstentümern im Gebiet des heutigen Nordthailand, mit der 1269 gegründeten Hauptstadt war Chiang Mai („Neustadt“). Lan Na erlebte seine Blütezeit im 15. Jahrhundert, in seiner wechselvollen Geschichte bildete sich eine eigenständige Kultur aus, die noch heute in Architektur und Musik im Norden präsent ist. Wegen ständiger Konflikte mit den Nachbarn Birma und Siam wurde das Wat Phra That Lampang Luang als Wiang, also Wehrkloster erbaut, in das sich die Landbevölkerung vorübergehend retten konnte, wenn mal wieder die einen oder anderen Herrscher auf Kriegszug waren. Wenn man auf der Straße davor steht, kann man sich heute noch vorstellen, wie schwierig es gewesen sein muß, die hohen Mauern des auf einem Hügel erbauten Klosters zu erobern.
Chedi mit dem Haar Buddhas 
Die von allen Seiten offenen Viharn sind typisch für den frühenLanna-Stil. Während einige Tempel unter Verwendung moderner Materialien und moderner Bautechniken restauriert wurden, ist das
Wat Phra That Lampang Luang weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben.
Als der Erleuchtete Siddharta Gautama in Nordthailand weilte, erhielt ein gewisser Lao Gorn ein einzelnes Haar von ihm, über welchem er dann auf dem Gelände des Klosters einen Chedi von etwa 3 Meter Höhe erbauen ließ. Viel später, nachdem der Buddha ins Nirwana eingegangen war, erhielt der Mönch Phra Kasapa die Asche der rechten Stirnhälfte des Buddha, die er ebenfalls in diesem Chedi beisetzte, der dazu erweitert werden mußte.

Die letzte Vergrößerung des Chedi zu seiner heutigen Größe geschah im Jahre 1496, er ist seitdem 45 Meter hoch ( einschließlich der langen dünnen Spitze) und hat den für die Lanna Architektur typischen quadratischen Sockel von etwa 24 Meter Weite. An den vier Ecken steht jeweils ein großer vergoldeter Schirm, der Sockel ist zum Teil mit vergoldeten Kupferplättchen verkleidet.
Viharn Nam Tham mit Ochsenstandbildern
Im 16. Jahrhundert erbaut wurde der nach allen Seiten offene Viharn Nam Tham, das vermutlich älteste existierende religiöse Holzgebäude in Thailand. Geschmückt ist es innen mit Wandgemälden, die ebenfalls aus der dieser Zeit stammen und in gutem Zustand sind. Vor dem Viharn sind bunt bemalte Ochsen aufgestellt, was den Besucher zuerst an hinduistische Einflüsse denken läßt. Dem ist aber nicht so, denn im thailändischen Volksglauben wird das Kloster Phra That Lampang Luang mit dem chinesischen Tierkreiszeichen des Ochsen in Verbindung gebracht. 


Überall befinden finden sich entsprechende, fast lebensgroße Figuren, und für die in diesem Tierkreiszeichen Geborenen ist das Kloster ein sehr beliebtes Pilgerziel.








Das schmale, verzierte Eingangstor stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die Treppe hinauf wird flankiert von den mythologischen Schlangen, den Naga, und als Wächter stehen am Fuß der Treppen zwei Löwen. Der Haupteingang ist allerdings nur selten geöffnet, Besucher gehen durch den südlichen Nebeneingang. In einem Häuschen davor werden Andenken verkauft und zu luftig bekleidete Damen werden gebeten, sich für 20 Baht einen Sarong auszuleihen.

Kachao-Baum im Innenhof mit Stützstäben
Vom Nebeneingang kommt man direkt in den Hof, wo ein riesiger Kachao Baum ( indische Ulme ) steht, dessen Zweige mit hunderten von Stäben gestützt werden. 

Die Legende besagt, daß der Erleuchte auf seiner Reise den schon erwähnten Loa Gorn ausdem Stamm der Lawa traf, der gerade einen Stab aus Kachao-Holz benutzte, um seine Körbe zum Markt zu tragen. Als er stehenblieb, um dem Buddha zuzuhören, steckte er den Stab in die Erde und es sprossen plötzlich Zweige und Blätter daraus.

Wenn so ein heiliger Baum älter wird und die Zweige abzubrechen drohen, unterstützen die Gläubigen diese mit Stäben, sinnbildlich auch als Unterstützung für den Buddhismus. An den bunten Bändern ist zu erkennen, das ein Baum von Geistern bewohnt wird, darum versucht man ihn so lange wie möglich aufrecht zu halten, damit diese ihre Wohnung nicht verlieren. Ein entsprechend gekennzeichneter Baum darf natürlich auch nicht gefällt werden. Die Stützen haben hier also eine doppelte Bedeutung.
Relativ neu und etwas gruselig ist die Halle mit Wachsfiguren bedeutender Äbte des Klosters. Sie sind so lebensecht modelliert, daß man im ersten Augenblick meint, dort sitzen lebendige Mönch.
Lampang ist die einzige Stadt in Thailand, in der es noch Pferdekutschen gibt.  Sie wurden vor rund 100 Jahren vom letzten Gouverneur Chao Boonyawat Wongmanit eingeführt,  der sich sogar extra einen indischen Fahrer dafür engagierte. Die Kutschen kamen ursprünglich aus Burma, wohin  sie die englischen Kolonialherrschaften von Indien mitgebracht hatten.  Wer es sich leisten konnte, hielt sich eine eigene Kutsche, später wurden sie dann in öffentliche Transportmittel umfunktioniert. 
Die Kutschen wurden und werden heute noch nach den alten Vorbildern originalgetreu in Lampang gebaut, als Zugeständnis an die heutige Zeit und die gepflasterten Strassen aber mit Gummireifen ausgerüstet.
Heute sind sie nur noch eine Touristenattraktion, wer Geld hat, leistet sich ein Auto und keine Kutsche.

Das ist Chao Boonyawat:

Das Bild ist der thailändischen Wikipedia entnommen und  gemeinfrei. Alle anderen Bilder vom Autor, alle Rechte vorbehalten. 

Freitag, 9. Juni 2017

คุณ เชิญ der einladende Herr - vegetarisch essen in Chiang Mai

Vegetarier haben es in Thailand nicht schwer,  denn entsprechende  Restaurants gibt es an jeder Ecke.  Man kann auch in jedem normalen Restaurant mindestens ein vegetarisches Gericht bestellen,  wenn man kleine Kompromisse einzugehen gewillt ist.  Niudelsuppe gibt es auch ohne Fleisch, allerdings wird sie in der selben Brühe bereitet wie die fleischige Version. Ebeso wird mit allen anderen Gerichten verfahren: in ein und derselben Pfanne werden nacheinander alle Gerichte zubereitet.
Die überall verwendete Fischsauce Nam Plaa ist natürlich für strenge Vegetarier verboten, ebenso ein  Papaya Salat Som Dam, weil der im Original mit Garnelen oder   Krebsen gewürzt wird.

Es gibt zwei Ausdrücke für vegetarisches Essen:  อาหารมังสวิรัติ  ahaan mangsa wirat bedeutet wörtlich mangsa = Fleisch und wirat= Enthaltsamkeit.  Meistens wird aber das kurze Wort เจ dschee benutzt, wer also อาหารเจ  ahaan dschee sagt,  bekommt auf jeden Fall etwas Fleischloses.

Besser ist man dran, wenn man eines der vielen vegetarischen Restaurants besucht, die es überall gibt.  Da wird dann wirklich auf jede fleischliche Zubereitung verzichtet. Beispielhaft möchte ich hier คุณเชิญ Khun Churn in Chiang Mai nennen, eine Restaurantkette die in Bangkok mehre Lokale betreibt und auch in Chiang Mai präsent ist. Khun Churn bezeichnet sich selbst als "vegetarien-organic", also etwa "bio-vegetarisch".  
Khun Churn heißt sovielwie "der einladende Herr", und einladend ist das Lokal auf jeden Fall, wenngleich auch etwas versteckt gelegen  in einer nicht gerade von Touristen bevölkerten Gegend.  
 Ein helles, freundliches Lokal ohne Dekorations-Schnickschnack. Was zählt, ist das Essen,und das kann sich wahrhaftig sehen oder vielmehr schmecken lassen.
 Es gibt alle typischen Thai-Gerichte, die sonst mit Fleisch angerichtet werden, als strikte Veggie-Version. Wenn man  nicht wüsste, daß das Original fleischlich ist,  käme man nicht auf die Idee, daß anders als vegetarisch überhaupt sein könnte.

Das Mittagsbuffet ist appetitlich angerichet in kleinen Schüsseln und Töpfen. 
 Die Zutaten stehen auf einem extra Tisch, hier die Vorspeisenund Salate

 Die Küche ist abgetrennt, aber durch große Fenster kann man den Koch bei seiner Arbeit beobachten
  Typisch Nordthailand und eines meiner Lieblingsgerichte:ข้าวซอย Khao Soi - Curry-Nudeln mit Rindfleisch, aber hier mit gebratenem und gewürzen Tofu, praktisch kein Unterschied festzustellen.


 Khanom - die Süßspeisen sind wiederum in einer anderen Ecke angerichtet, zusammen mit Kaffee und Tee. 
 Unglaubliche Preise: 179 Baht  für das Mittagsbuffet. Der niedrige Preis ist sicher auch der etwas ungünstigen Lage geschuldet.  In der Nähe des Kamtien Flower Markets

 Parkraum ist beschränkt, und da es in Chiang Mai keinen öffentlichen Nahverkehr gibt, kommt man mit dem Auto. Ich nicht, ich habe zwei Häuser weiter gewohnt.
Nachtrag 2018:  Der Einladende Herr ist umgezogen, bitte Tante Google fragen. In dem Laden ist jetzt eine "Nachbarschaftsküche".

Samstag, 3. Juni 2017

von Ubon zu den 3000 Löchern und dem größten Gong der Welt.

Weiter geht es in den Nordost Richtung Laos, natürlich mit der Bahn. Wir fahren nach Ubon Rachathani  อุบลราชธานี, meistens nur kurz Ubon genannt.  Der volle Name bedeutet etwa: königliche Stadt der Lotosblüten.   
Ubol liegt in einem Dreiländereck von Laos, Cambodia und Thailand, es wird erwartet, dass sich die angrenzenden Staaten  in den kommenden Jahren mehr und mehr öffnen und Ubon eine bedeutende Rolle in diesem  Wirtschaftsraum  spielen wird.  Geschäftsleute aus der Asean-Region  haben schon mal einen Anfang gemacht und dem Wat Tham Kuha Sawan in dem Flecken  Khong Chiam an der Grenze zu Laos einen Gong gestiftet - vermutlich den größten der Welt!  Wenn schon Business, dann aber richtig.


Wenn man schon die weite Reise bis hierher gemacht, lohnt es sich den Tempel anzuschauen, der beschaulich am Ufer des Mekhong liegt,  das gegenüberliegende Ufer  gehört schon zu Laos.

 In dem erst 1978 erbauten Tempel soll sich  die sterbliche Hülle des Mönches und Tempelgründers Luangpu Kam Khaning Chula Mani bis heute in in fast lebensechtem Zustand befinden,  eine Besichtigung ist aber nicht möglich.

 

 Womit wir endlich bei den 3.000 Löchern wären, jedenfalls nach einer weiteren  halben Stunde Autofahrt, den Mekhong stromaufwärts.  Vorher machen wir aber noch eine kurze Kaffeepause an einer kleinen Bude:
 
 Leider gibt es nur Pappecher, was sicher der Hygiene zuträglich sein mag,  den Genuß deutlich schmälert. Wenn ich eine Nudelsuppe an der Strasse esse, schaue ich ja auch lieber nicht, wo die Teller gespült werden.....


Die „3000 Löcher“ สามพันโบก,  man hat es auf den großen Stein nochmal zur Sicherheit angeschrieben, beziehen sich auf den Sandstein, der hier über mehrere Kilometer den Grund eines Seitenarmes des Mekhong bildet.  In der Trockenzeit, und nur dann, führt der Fluß so wenig Wasser, daß der Grund zu sehen ist und man darauf entlangklettern kann.

Der Sandstein ist von unterschiedliche Härte, so daß der Fluß mit Hilfe von immer präsentem Sand mit der  Strömung Löcher in den Stein gewaschen hat. Da, wo sich ein Loch einmal gebildet hat, man nennt es Strudelnische,  wurde es beim nächsten Hochwasser wieder weiter ausgewaschen, so daß sich die interessantesten Formen ergeben haben.
Eigentlich wäre กุมภลักษณ์  Gumpala die korrekte Bezeichnung für ein Strudelloch, aber โบก Bok ist kürzer und sagt sich schneller.  Im deutschen bezeichnet man Strudeltöpfe in Felsen auch als Gumpen, ob hier ein Zusammenhang der Herkunft der Wörter besteht, konnte ich bis jetzt nicht herausfinden.

An anderer Stelle hat der Fluß richtige Canyons in den weichen Stein gegraben, die mit Weitwinkeloptik fotografiert sehr beeindruckend aussehen. Hat man sich mit dem Boot aber erst mal übersetzen lassen, relativiert sich die Größe doch sehr schnell. Grand Canyon Thailand klingt natürlich besser als Mini Canyon.


Die Felsenformationen können nur während der Trockenzeit, etwa von Dezember bis April, besichtigt werden, dann werden sie wieder vom Wasser überdeckt. Das ist aber auch das Problem für den Besucher, denn spätestens ab Mittag wird es unerträglich heiß auf den die Hitze reflektierenden Felsen.  Zudem ist die Gegend zwei Fahrstunden von Ubon Rachathani entfernt, so daß man sich sinnvollerweise  recht früh morgens auf den Weg machen muß.








 

Dienstag, 30. Mai 2017

Schöner Warten auf dem Bahnhof, ein liegender Buddha auf dem Vulkan und Mini-Angkor Wat


 Bahnfahren in Thailand ist sehr preiswert, dafür dauert es etwas länger. Bei 10 € für 5 Stunden Fahrt stellt man auch keine größeren Ansprüche an die Pünktlichkeit.  Kommt der Zug etwas später als es im Fahrplan steht, genießt man die hübsch dekorierten Anlagen:


  Meistens gibt es auch eine klimatisierte Gaststätte mit freiem WLAN, da läßt sich die Wartezeit ganz angenehm verbringen.

Das rollende Material ist aus den  Siebzigern, kann man bei den Preisen auch nicht meckern. Immerhin ist unser Waggon der 2. Klasse klimatisiert, und so rumpelt es dann gemütlich dahin.  Von Ayutthaya nach Buriram sind es 384 km, laut Fahrplan soll das  fünfeinhalb Stunden dauern. 


 Buri Ram empfängt uns, wie es sich für den Namen gehört, mit lustigen Figuren  unter dem Stationsschild. บูรี Buri heißt Stadt und รัมย์ ram steht für charmant oder reizvoll.


Unser Hotel hat einen Fahrer geschickt, der ist  aber wieder  zurückgefahren, weil unser Zug Verspätung hat. Wir  rufen ihn an und wenig später sind wir unterwegs ins Best Western Royal Buriram.  Das sagt eigentlich niemand, sondern man nennt es Yak Hotel, wegen der großen Yaks, die an der Einfahrt Wache halten.



Ich hatte auf einer Facebookseite gefragt, ob jemand einen Tip geben kann für die Fahrt nach Panomrung. Prompt meldet sich der deutsche Manager, bietet sein Hotel an und die Vermittlung eines Fahrers für unseren geplanten Ausflug.  Das Hotel ist für kleines Geld einfach Spitze. Für rund 1.000 Baht gibt es ein Doppelzimmer mit Frühstück, aber viel mehr wert  erschien uns die Höflichkeit des Personals:  immer und überall wird man höflich gegrüßt.  Zum Frühstück, wahlweise Thai oder Western, gibt  ein Buffet und zusätzlich einen Koch, der Eier nach Wunsch zubereitet.



Der Pool  zwischen den Gebäuden ist eher klein,  aber dafür umsäumt von beeindruckenden Bananenbäumen.


 Alles ist bestens gepflegt, wir würden auf jeden Fall hier wieder Quartier nehmen. Aber was soll der Tourist in Buriram eigentlich machen?  Berühmt ist die Stadt, zumindest in Thailand, für zwei Dinge: Die Fußballmanschaft Buriram United und die Autorennbahn, beide von wohlhabenden Privatleuten gebaut. Der Fußballverein wurde 1970 unter dem Namen FC Provincial Electricity gegründet und war zunächst in Bangkok, später in der Provinz Ayutthaya beheimatet. Im Jahr 2009 übernahm der Politiker und „Pate“ von Buriram, Newin Chidchob den Verein und verlegte seinen Sitz in seine Heimatprovinz. Er steht dem Verein seither auch als Präsident vor. Er wurde zunächst in FC Buriram PEA umbenannt, 2012 bekam er dann den heutigen Namen. Seither hat sich Buriram zum erfolgreichsten Fußballclub in Thailand entwickelt. Er wurde viermal Meister, dreimal Pokal- und Ligapokalsieger und erreichte 2013 in der asiatischen Champions League das Viertelfinale.  Zur Zeit spielt der Verein in der Premier League.

Die Autorennbahn heißt eigentlich  Chang International Circuit ช้าง อินเตอร์เนชั่นแนล เซอร์กิต nach dem Hauptsponsor Chang Bier, wird aber offiziell  als  Buriram United International Circuit bezeichnet wegen der in Thailand verbotenen Alkoholwerbung.  Die Rennbahn wurde 2014 eröffnet, es werden praktisch alle Motorrrad- und Autorennen ausgetragen mit Ausnahme der Formel 1.


 Nun sind weder Autorennbahn noch Fußballverein wirkliche Touristenziele, deswegen ist Buriram recht beschaulich, wenn nicht gerade der Verein spielt oder ein Rennen stattfindet.  Etwas außerhalb gibt es aber lohnende Ziele, ein Tagesausflug ist ideal für  die Tempelanlage Wat Khao Angkhan auf einem erloschenen Vulkan und für Panomrung, die Miniausgabe von Angkor Wat.  Anders als in Bangkok oder Chiangmai gibt es hier keine Besuchermassen und kaum große Reisebusse,  interessierte Gäste kommen etweder mit Privatwagen oder Kleinbussen, wenn sie überhaupt kommen.

Die Tempelanlage von Khao Angkhan mit dem liegenden Buddha. Ein Ort der Ruhe, das ist das erste, was einem einfällt.  Der Isaan , also Nordosten von Thailand, war in der wechselvollen Geschichte mal von den Khmern beherrscht, mal von den Siamesen.
 
Die Khmer haben überwiegend in Sandstein gebaut, weswegen ihre Bauwerke die Zeit besser überdauert haben als die Ziegelbauwerke der Siamesen.  In Khao Angkhan hat man seit dem 9.Jahrhundert alles auf- und angebaut: zuerst  die hinduistischen  Tempel der Dvaravati-Periode von denen nur noch die Grundmauern erhalten sind,  darauf wurden buddhistische Tempel gebaut, und ganz neu sind Anlagen im Khmer-Stil,
 
beeindruckend umrahmt von sitzenden Buddhafiguren.  Daneben gibt es einen kleineren Tempel im chinesischen Stil und natürlich den großen liegenden Buddha im Außenbereich. Er ist "nur" 29 Meter lang, 16 Meter weniger als der berühmte liegende Buddha im Wat Poo on Bangkok.


Anders als dieser ist der Buddha von Khao Angkhan aber nicht in dern Parinirvana-Stellung dargestellt, also liegend, den Kopf mit einer Hand stützend,  sondern beide Arme am Körper ausstreckend, eine recht seltene  Darstellung, die in der Literatur nicht beschrieben wird.  Der rechte Arm ist merkwürdig abgewinkelt, so als ob man sich erst in letzter Minute zu dieser Stellung entschlossen hätte. 

Unser Weg führt uns weiter zum eigentlichen Ziel des Tages, Phanom Rung พนม รุ้ง oder Prasat Hin Phanom Rung ปราสาท หิน พนม รุ้ง,  aus Sandstein und Laterit im 10. bis 13. Jahrhundert  gebaut als  ein Shiva gewidmeter Hindu-Schrein,   den Berg  Kailash, Shivas himmlische Wohnung,  symbolisierend.

Wer nicht den ohne Zweifel imposanteren Tempel Angkor Wat in Kambodscha besuchen will, erhält hier einen guten Eindruck der Khmer Tempelarchitektur, sozusagen Angkor Wat im Kleinformat, dafür aber auch ohne zehntausend Touristen.   Zwischen Phanom Rung und Angkor Wat gab es tatsächliche eine Strasse, die aber im Laufe der Jahrhunderte völlig im Urwald verschwunden ist.

Der 160 Meter lange, mit Lateritblöcken gepflasterne Prozessionsweg zum Hauptgebäude hin ist von siebzig Sandsteinpfosten mit Spitzen oder Lotusknospen begrenzt.  Er führt zur ersten von drei Naga Brücken. Diese  fünfköpfige Schlangen stellen alle vier Himmelsrichtungen dar und sind aus dem 12. Jahrhundert.  Diese Brücke symolisiert dann die Verbindung zwischen Himmel und Erde oder auch den Übergang vom profanen in den heiligen Bereich.  Nach einer Terrasse führen ein paar weiteren Stufenz ur zweiten Naga Brücke, sie hat die gleiche Form wie die erste, nur kleiner. 

Die dritte Brücke führt dann direkt in das Hauptheiligtum mit dem Shiva Lingam, dem  Symbol des Gottes Shiva. 

Bekanntheit in den Medien erlangte der Tempel,  als 1988 ein besonders schön ausgeführter Türsturz mit dem liegenden Shiva vom Art Institute Chicago an die thailändische Regierung zurückgegeben wurde. Der Sturz mit dem Bild "Geburt Brahmas" wurde während der Restaurierung in den 1960er Jahren gestohlen und ist nach diversen Irrfahrten dann im Art Institute Chicago gelandet.

Eine Anekdote am Rande:  Wir hatten uns zum Mittagessen eines der "Bretterbudenrestaurants" am  Parkplatz ausgesucht.  Ich kam etwas später dazu und erhielt eine Speisekarte in Englisch ausgehändigt, obwohl auf dem Tisch Karten in Thai lagen.  Auf meine Frage, warum denn in der englischen Karten alle Preise um 10% höher sein als in der anderen, sagte die Bedienung mit entwaffnender Ehrlichkeit: "Weil die Ausländer doch mehr Geld haben".  Was soll man da noch antworten? In Thailand waren 2016 insgesamt 381 Rolls Royce registriert, in Deutschland vier mal soviel.  Also haben die Deutschen mehr Geld, oder?