General Taksin |
Dem Gebiet des sagenumwobenen Schlachtfelds wurde daraufhin der Name ทัพพระยา Thap Phraya verliehen, was wörtlich übersetzt „Armee des Phraya“ heißt. Die Wortteile wurden später vertauscht zu Ph(r)attaya – sowas passiert in der Sprachgeschichte des öfteren – und deren Aussprache und Schreibweise dann vereinfacht zu Pattaya. Mitten durch das heutige Pattaya führt eine Strasse namens ทัพพระยา Thappraya, die den ursprüglichen Name wiedergibt. Phraya ist die Bezeichnung für einen bürgerlichen Adelsrang.
Wie bei hochgestellten Personen im alten Siam üblich, änderte sich der Name Taksins im Verlauf seines Lebens bei der Übernahme neuer Positionen mehrfach. Auch postum wurde er mit verschiedenen Namen und Titeln bezeichnet. Sein bürgerlicher Name war Sin, Nachnamen existierten zur damaligen Zeit in Siam nicht. Mit der Übernahme des Gouverneursposten in der Provinz Tak bekam er den Titel Phraya Tak. Unter diesem Titel wurde er bekannt und manchmal zur Unterscheidung um seinen individuellen Namen ergänzt, also Phraya Tak (Sin). In älteren westlichen Quellen, die mit den siamesischen Namenskonventionen nicht vertraut waren, wurde er später, als König, auch als Phraya/Phya/Phaya Tak bzw. Phyatak bezeichnet.
Von den Ereignissen damals bis in die fünziger Jahres des jetzten Jahrhunderts tat sich dann eigentlich nichts weiter dort, die malerische Bucht von Pattaya wurde nur von ein paar wenigen, alteingesessenen Fischerfamilien bewohnt, und nichts wies hin auf die kommenden, gewaltigen Veränderungen der folgenden Jahrzehnte.
Dann, Anfang der 1960er Jahre, war es der Vietnamkrieg, der das Fischerdorf Pattaya aus seinem Dornröschenschlaf holen sollte.
Tatsächlich befand sich gleich in Sattahip, heute kaum eine halbe Autostunde südlich von Pattaya entfernt, ein wichtiger Stützpunkt der US-Marine. Der Militärflughafen อู่ตะเภา U-Tapao, heute ein ziviler Flugplatz, wurde von den Amerikanern als Militärflugplatz ausgebaut und ab 1967 als Stützpunkt für Einsätze der B-52-Langstrecken-Bomber in Vietnam genutzt. (Einer vermutlich nicht ganz wahrheitsgetreuen Legende nach wurde der B-52 Cocktail übrigens zum ersten Mal in Pattaya gemixt.)
B-52 Bomber auf dem Weg nach Vietnam |
Der Legende nach trafen am 29. April 1961 die ersten US-amerikanischer GIs, die im nahegelegen Marinestützpunkt Sattahip stationiert waren und dringlichst „Rest and Recreation“ benötigten, am Strand des kleines Fischerdorfs Pattaya ein – und lösten eine wahre Lawine aus.
Thailändische Hula-Mädchen begrüßen Marinesoldaten aus Sattahip. |
Die erste Bierbar wurde eröffnet, und da Prostitution in Siam eine lange, allerdings auch diskrete Tradition hat, kam Eines zum Anderen. Wie in jedem Dorf gab es auch in Pattaya in Nebenstrassen die Häuser mit den roten Laternen, die aber nur der lokalen männlichen Bevölkerung zur Orientierung dienten. Daß ausländische Männer die gleichen Bedürfnisse haben, wurde schnell erkannt und die einschlägigen Etablissements entsprechend erweitert.
Brabo´s Bierbar um 1962 |
Schnell zusammengezimmerte Hütten mit Wellblechdach dienten als Kontaktzentren, Brabo´s Bar war vermutlich die allererste, an der Beach Road gelegen.
Weitere Häuser folgten, und im Wettsreit um mögliche Kunden pries man Öffnungszeiten von 10 AM to 1 AM an, also von 10 Uhr morgens bis 1 Uhr morgens. An Sperrstunden war damals überhaupt nicht zu denken, höchstwahrscheinlich ging der Betrieb also 24/7.
Da lag es schon fast auf der Hand, daß das einstige Fischerdorf Pattaya bald zur offiziellen „Rest and Recreation Area“ des US-Militärs auserkoren wurde und ein erstes und (damals) einziges Hotel internationalen Standards gleich gegenüber vom Strand erbaut wurde – die Nipa Lodge, die es, obgleich unter anderem Namen, auch heute noch gibt.
Kaum hatten die ersten GIs den Strand und die wenigen Bordelle von Pattaya erkundet, da machten sich tausende junger Frauen aus dem armen Isaan, dem Nordosten des Landes mit dem billigen Überlandbus auf nach dem fernen Pattaya, um ihr finanzielles Glück zu machen. Denn die Dollars sprudelten reichlich, jede Woche kamen Soldaten auf Fronturlaub aus Vietnam, die Köpfe voller Horror und die Taschen voller Geld und nicht wissend, ob sie den nächsten Einsatz überleben werden. Allein im Jahre 1968, zur Hochzeit des Krieges, fanden fast 17.000 GIs den Tod. Insgesamt waren es von 1961 bis 1975 etwa 58.000 tote Soldaten auf amerikanischer Seite. Die Zahl der vietnamesischen Toten wird mit 1,3 Millionen Soldaten angegeben, dazu 4 Millionen Zivilisten.
Mit dem in den Bars verdienten Geld der Frauen konnten zuhause im Isaan ganze Großfamilien leben und die Kinder auf die Schule geschickt werden. Manche fanden auch wirklich ihr privates Glück mit einem GI oder Mitarbeiter des JUSMAG, der Joint Military US Assistance Group. Diese dauerhaft auf der Airbase beschäftigten Männer wohnten mit ihren Frauen in kleinen Häuschen in Pattaya, die vom Militär bezahlt wurden. Da bis auf das Essen praktisch alles aus der Heimat importiert wurde, konnten sich die Mitarbeiter einen hohen Lebensstandard leisten, was eine Verbindung mit ihnen für die Frauen noch erstrebenswerter machte.
JUSMAG Bungalow um 1964 |
Zum Glück kamen gerade zu dieser Zeit die billigen Charterflüge von Deutschland nach Asien auf. Vorreiter war die Lufthansatochter Condor mit den gerade auf den Markt gekommenen Boeing 747, ohne First und Business, nur mit Economy Sitzen bestuhlt. Das waren 488 Plätze, die Neckermann für 1149 D-Mark unter das überwiegend männliche Volk brachte, zwei Wochen Hotel inklusive. Ein Linienflugticket kostet zu jener Zeit 3.450 D-Mark hin und zurück. Da wollten Airlines wie Aeroflot, Egyptair, Air Lanka, Lot und wie sie alle hießen auch am großen Kuchen knabbern und senkten ihre Preise auf das gleiche Nivau. Allerdings durften diese "Graumarkt-Tickets" nicht in den IATA-Reisebüros verkauft werden, da wachte die Lufthansa eifersüchtig darüber. Welcher vernünftige Mensch hätte aber 3.450 Mark für ein Linienticket einer solchen Nevercomeback Airline ausgegeben? Also etabliertens ich eine Reihe von Ticket-Konsolidatoren, die um zwei Ecken mit damals üppigen 10% Gewinn diese Tickets verhökerten. Davon können Resiebüros heute nur noch träumen. Um nicht abgemahnt zu werden, durften in der Werbung Destinationen und Preise genannt werden, aber nicht die Airline.
So nahm denn der Aufschwung in Thailand und besonders in Pattaya seinen Lauf. Mehr Touristen brachten mehr Nachfrage, und das Angebot generierte wieder neue Kunden. Die Walking Street war noch eine Durchgangsstrasse, mit vielen Schlaglöchern, der "Verkehr" spielte sich anderswo ab.
Es setzte ein enormer Bauboom ein, unter dem Pattaya heute noch leidet, Korruption und Schlendrian haben verhindert, daß da, wo viel Geld in Aussicht war, irgendetwas wirklich etwas Geplantes und Genehmigtes entstand. Es heißt, daß wohl ein Drittel aller Bauten im Red-Light District illegal errichtet worden sind. Die Regierung versucht heute, einigen Wildwuchs rückgängig zu machen, ein schwieriges Unterfangen. Der Versuch, Pattaya in ein familienfreundliches Seebad zu verwandeln, wird wohl noch lange am Ruf der Stadt scheitern. Dabei ist das, was der durchschnittliche Tourist sieht, nur ein Teil, nämlich der mit dem schlechten Ruf.
Es gibt sehr schöne Hotelanlagen mit eigenem Strand, wo man ganz hervorragend Urlaub machen kann, ohne jemals eineSchmuddelecke zu Gesicht zu bekommen.
Man kann in Pattaya ausgezeichnet essen gehen wie in der Wooden Box, 339 Thappraya Road, einem stylischen Restaurant mit Schwerpunkt organic food. Nicht unerwähnt bleiben sollen die zahlreichen Seafood-Restaurant am Meer, etwas außerhalb an den Ausfallstrassen gelegen.
Wem das dann zu langweilig wird, macht halt einen Abendbesuch auf der Walking Street, kann man auch problemlos mit Kindern. Besonderen Spaß macht das Anschauen der chinesischen Touristen, die in Gruppen ihrem fähnchenhochhaltenden Führer folgen, rechts fotografieren, links fotografieren und weg sind sie. Dabei gibt es doch so schöne Motive, wenn man genau hinschaut:
Da fragt man sich nun, hat man den armen Kerl bis aufs Hemd ausgezogen, oder ist in dem Laden einfach Tote Hose? Auf dem Schild steht, daß Personen unter 20 Jahren nicht rein dürfen, sich nicht hinsetzen und nichts essen dürfen. Da drunter die Telefonnummern der Touristenpolizei. Da es aber nur auf Thai angeschrieben ist, gilt es wohl nicht für Ausländer.