Die innerindischen Telegraphenleitungen verbanden 1857 bereits die Städte Madras, Kalkutta und Bombay. In französisch Indochina gab es bereits ein lokales Netz, das aber wie das indische noch noch keine Verbindung zum Westen hatte.
1882 schreibt die New York Times:
Der König von Siam hat den Bau einer Telegraphenlinie beschlossen, die Bangkok mit dem britischen System in Indien und dem französischen in Cambodia verbinden soll. Derzeit wird gerade die Leitung von Saigon in die Provinz Cambodia verlängert, so daß nur noch das Königreich Siam noch nicht über ein eigenes Telegraphennetz verfügt.
Die Bauleitung obliegt dem englischen Ingenieur und erfahrenen Elektriker Herrn Davidson, der schon mehrere Jahre im Dienst seiner Majestät des Königs Chulalongkorn steht. Es wurde bereits eine Strecke von Bangkok über Amya nach Tavoy erkundet, aber die indische Regierung bevorzugt den Weg über Miedta, so daß dieser wohl der Vorzug gegeben werden wird.
Allerdings heißt es, daß diese Route durch das unwegsame Geländer sehr viel höhere Kosten verursachen wird, so daß der König vorschlug, doch die nördliche Route über Rapang zu nehmen. Das würde es der siamesischen Regierung nämlich ermöglichen, eine direkte Kommunikation von Bangkok mit den nördlichen und nordöstlichen Provinzen zu installieren. (Anm. des Autors : dazu muß man wissen, daß die "nördlichen Provinzen" eigentlich das alte Königreich Lan Na umfassen, noch selbstständig, aber tributpflichtig. Mit der Heirat der LanNa Prinzessin Dara Rasmi und König Chulalongkorn 1886 ist das Ende des Königreiches besiegelt, nur die Tradition lebt fort. )
Seine Majestät wird außerdem ein Postsystem nach westlichem Vorbild installieren. In einer kürzlichgehaltenen Rede sagte der König: "wenn Siam erst mit dem Ausland durch eine Telegraphenlinie verbunden ist, wird es wie in allen westlichen Ländern nötig sein, Poststellen zu errichten, um Nachrichten weiter zu befördern. Im Augenblick ist jeder in Siam gezwungen, seine Sendungen mit eigenen Boten zu befördern, eine Verschwendung von Zeit und Arbeitskraft. Wenn die Menge der Korrespondenz erst zunimmt, wird sich das Fehlen von Poststellen sehr unangenehm bemerkbar machen. Wir haben daher in Bangkok ein System entwickelt, welches nach und nach auf die Provinzen übertragen wertden wird.
Die siamesischen Bürger werden es zu Anfang nicht verstehen und die Vorteile nicht erkennen, bis es vollständig in Betrieb ist. Es wird sicherlich auf lange Zeit kein Geld für die Regierung einbringen, da in Siam noch sehr wenig korrespondiert wird. Aber wir wollen es jetzt schon aufbauen und mit den Telegrafenstationen verbinden, es wird sicher den Handel deutlich erleichtern und verbessern. Wir haben die Angelegenheit unserem jüngeren Bruder übertragen und wir werden sie unter Berücksichtigung aller Einzelheiten mit den Resultaten vertraut machen."
Wie im Umgang mit anderen westlichen Errungenschaften zeigt König Chulalongkorn auch hier eine bemerkenswerte Weitsicht, denn ein großes Problem der Telegraphen mit nicht-westlichen Zeichen wurde hier noch garnicht erwähnt: Die Übertragung erfolgte ja manuell mit Morsetasten nach dem von Samuel Morse erfundenen Code aus kurzen und langen Zeichen. Diese gab es bis dahin nur für das englische Alphabet mit 26 Buchstaben, Groß-und Kleinschreibung wurden nicht berücksichtigt. ( beim bis in die 90er Jahre üblichen Fernschreiber auch nicht )
Das thailändische Alphabet umfaßt allein 44 Konsonanten, dazu kommen die Vokale und diakritischen Zeichen, die unbedingt zur Bedeutung eines Wortes erforderlich sind. Alles in allem mußten 86 Zeichen völlig neu codiert werden, hier eine Auswahl der Vokale und Konsonanten:
Das Geben der Zeichen erfolgte per Hand mit der Morsetaste, das Nehmen geschah schon mit elektromagnetischen Apparaten, wobei ein Stift entsprechend Punkte oder zeichen auf eine Papierrolle setzte. Je nach dem, ob die Nachricht aus dem Ausland kam oder auf Thai verfaßt war, wurde sie entsprechend von den Operateuren entschlüsselt.
Schon 1903 schreibt die Bangkok Post zum Thema "moderne Medien":
"Der elektrische Telegraph ist heute ein Teil des täglichen Lebens, so wie das Essen, die Kleidung oder andere Entdeckungen des menschlichen Geistes, und die Technik ist so populär, daß unsere Händler sich kaum vorstellen können, wie sie ohne Telegraphen oder ihre Schwestereinrichtung, der Briefpost, arbeiten können."